Zum 18. April



Du sollst nicht ehebrechen! - 2. Mose 20, 14

Dieses Gebot hat Christus bei Matth. 5 erklärt. Welche Gnade war das! Denn Ihn müssen wir hören, wenn wir selig werden wollen. Die Juden hatten mit dem sechsten Gebot ebenso wie mit dem fünften gehandelt. Sie sahen nur auf die grobe Tat, die hier Ehebruch war, und so hielten sie es für ein Nichts, dass ihre Herzen mit unerlaubten Lüsten und Begierden erfüllt waren, wenn sie sich nur der vollen Ausübung im Werk und in der Tat enthalten konnten. Da kam der Herr Christus mit dieser hohen Erklärung: „Ich sage euch: Wer eine Frau ansieht, ihrer zu begehren, der hat schon mit ihr die Ehe gebrochen in seinem Herzen.“
Das ist die Erklärung, in deren Licht wir dieses Gebot betrachten müssen. Lasst uns zunächst aber untersuchen, was darin verborgen liegt, wenn dieses Gebot, das eine so tiefe geistliche Bedeutung hat, dass es schon durch eine unreine Begierde übertreten wird und alle Regungen und Äußerungen der unreinen Lust nicht nur in der Ehe, sondern auch außerhalb derselben umfasst (was viele Schriftstellen zeigen), doch so lautet: „Du sollst nicht ehebrechen!“ Es liegt nämlich in dieser Tatsache eine tiefe Lehre in Bezug auf dieses Gebot. Wir werden hiermit zurückgeführt auf seinen eigentlichen Grund, auf den ersten in der Schöpfung des Menschen ausgedrückten Gedanken und die Anordnung in Bezug auf das menschliche Dasein und die menschliche Fortpflanzung auf Erden, als Gott nämlich einen Mann und eine Frau schuf und sogleich, ja, schon bevor die Frau erschaffen war, die heilige Ordnung der Ehe beschloss. Die Erschaffung des Menschen und die Vermehrung seines Geschlechts waren bei Gott zwei vereinigte Gedanken, so dass wir die Stiftung der Ehe, den Grund zum sechsten Gebot, im ersten Kapitel der Bibel, in der Schöpfungsgeschichte, finden. „Gott schuf sie, einen Mann und eine Frau, und segnete sie und sprach: Seid fruchtbar und mehret euch“, — und deshalb wird im zweiten Kapitel hinzugefügt: „Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und an seiner Frau hangen, und sie werden ein Fleisch sein.“
Wenn wir bedenken, dass die Ehe eine so hohe Stiftung Gottes in der Schöpfung ist, dann können wir begreifen, welche Wichtigkeit dieses Gebot hat und welch eine furchtbare Verletzung des Majestätsrechtes Gottes es ist, in irgendeiner Weise die Ehe zu brechen. Wer es tut, der verletzt und zerstört das heiligste, wichtigste Verhältnis auf Erden, der zerreißt das heiligste, von Gott geknüpfte Band, der verunreinigt und schändet das reinste, innigste und teuerste Verhältnis zwischen den Menschen, der greift als ein Frevler verbrecherisch in die Rechte und die Ordnung Gottes ein und macht dabei aus Glück Unglück und Fluch aus Segen, weil das Wohlergehen der Menschen oft sowohl für die Zeit als auch für die Ewigkeit auf der Ehe beruht.
Handelt aber nur der so, der in der gewöhnlichen Bedeutung des Wortes seine eigene Ehe oder die eines anderen bricht? Ist das sechste Gebot nur zu denen geredet, die sich schon in der Ehe befinden? Auf keinen Fall! Dies Gebot umfasst nach der Auslegung des Wortes Gottes alle Menschen ohne Ausnahme. Denn als der Herr den Menschen zum Mann und zur Frau schuf und die Ordnung der Ehe stiftete, zog Er eine heilige Grenze zwischen beide Geschlechter. Diese Grenze ist Gottes Einrichtung und darum ebenso heilig und unumstößlich wie die Ehe selbst. Wer darum diese von Gott gezogene Grenze durchbricht, sei es in Gedanken, in Worten oder in der Tat, der verletzt das sechste Gebot. In dieser Bedeutung sagt der heilige Gott auch zu allen nicht in der Ehe lebenden Männern und Frauen, zu allen Jünglingen und Jungfrauen: „Du sollst nicht ehebrechen!“
Dass dieses Gebot eine so weit umfassende Bedeutung hat, kann ein jeder aus der Erklärung Christi sehen, wenn Er sagt: „Wer eine Frau ansieht, ihrer zu begehren, der hat schon mit ihr die Ehe gebrochen in seinem Herzen.“ Du hältst dich vielleicht diesem Gebot gegenüber für gerecht, wenn du aus Furcht vor den Urteilen Gottes oder vielleicht nur aus Furcht vor Schande und Unehre und anderen schädlichen Folgen dich der Ausübung deiner Lüste enthalten hast. Christus sagt hier aber, dass du dann schon vor den Augen Gottes die Ehe gebrochen hast. Das wird dir durch ein Beispiel klar werden: Wenn jemand so gegen dich gesinnt wäre, dass er wünschte, dich ermorden zu können, wegen der zu befürchtenden Folgen sich aber der Tat enthielte, würdest du ihn dann für besser als einen Mörder halten, der die blutige Tat wirklich ausgeführt hat? Nein, du würdest ja mit Recht sagen: „Der Unterschied ist nur der, dass es meinem Feind um seinen eigenen Kopf bange war, während hingegen der, der den Mord ausführte, dreister und verwegener gewesen ist; aber der Gesinnung und dem Herzen nach sind sie durchaus einerlei böse.“ So auch hier. Der schändliche Ehebrecher ist nicht so bange vor Schande und anderen Strafen gewesen wie du. Das ist der Unterschied zwischen dir und ihm, wenn du dich nur aus Furcht davon abhalten ließest, deiner Begierde zu frönen. Darum hast du, nicht nur vor Gott, sondern auch in Wirklichkeit, in deinem Herzen ebenso oft die Ehe gebrochen, wie du dazu Lust empfunden hast. So hat der Herr Christus es selber erklärt.
I/333

Seelen, ich bitt euch um Jesu will’n,
Wenn ihr wollt euer Herz vor Ihm still’n,
Lasst euch absolvieren vom Sündenwesen
Und sucht nach Seel’ und Leib zu genesen,
Durch Jesu Blut.




Diese Tagesandacht stammt aus dem „Täglichen Seelenbrot“ von Carl Olof Rosenius. Die Andachten des gesamten Jahres sind in Buchform hier erhältlich.


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